Und da stand ich, mühsam leise Tränchen zurück blinzelnd und blickte auf meine Tochter. Ihre Mundwinkel bis zu den Ohren gezogen, strahlte sich mich an. Uns an. Auf dem Rücken trug sie einen Schulrucksack, lila, mit Einhorn-Patches. Der sollte es sein, den wollte sie gern auf ihrem Weg in die Schule tragen.
Und während ich dieses Erlebnis aufschreibe, wird mein Hals eng, weil sich Emotionen in ihm nach oben drängen. Stolz, Wehmut, Liebe, Angst, Dankbarkeit und noch mehr Liebe.
Bald bin ich Schulkind
Ein von ihr sehnsüchtig erwarteter Lebensabschnitt erfüllt sich dieses Jahr. Sie wird Schulkind. Ich schaue in ihr strahlendes Gesicht und frage mich, wo die letzten Jahre geblieben sind. Ich sehe sie noch, als mopsig rundes Baby, quietschvergnügt die Welt entdecken und erste Freundschaften bei der Tagesmama schließen. Ihre ersten Schritte und später der aufregende erste Weg in die neue Kita. Die ersten Male wechseln sich mit den letzten Malen ab und ich komme kaum hinterher.
Heute Morgen waren wir bei der Schulaufnahmeuntersuchung. Einen Ich-bin-ein-Schulkind-Aufkleber und einen verlorenen Schneidezahn später spielt sie mit ihren Freunden im Kindergarten. Mein Mann und ich versuchen Schritt zuhalten, mit dem Tempo der Zeit. Mit der Entwicklung unserer Tochter. Wir knipsen Fotos und machen Erinnerungen. Ein langer Feed an Erlebnissen, zwischen Action und Monotonie. Zwischen Elternsein und Alltag.
Der schönste Name der Welt
Vor fast sechs Jahren bekam ich den schönsten Namen der Welt: Mama. Und ja, ich bin eine Mama. Leidenschaftlich gern. Unperfekt, aber voller Liebe. Manchmal zu viel Glucke, manchmal zu viel Freundin, immer nach der goldenen Mitte suchend, hinterfragend, reflektierend. Händchen haltend, zuhörend, Tränchen trocknend, gemeinsam durch Pfützen tanzend, vorlesend. Und immer wieder: liebend.
An manchen Tagen vergesse ich mich selbst, an anderen gebe ich Verantwortung und Mutterrolle kurz ab. Dann bin ich nur ich. Oder Freundin, Frau, Chefin, Soloselbstständige, Tochter, Ideenaustauscherin, Verbündete, Komplizin. Bis die innere Uhr zu läuten beginnt und der Zeiger meiner Armbanduhr anzeigt, dass ich mein Kind abholen darf. Aus der Kita, vom Sport, der Freundin, von Oma und Opa. Und bald aus der Schule, von der ersten Party, vom ersten neuen Lieblingsmenschen…
Ich nicke. Wir nehmen den Schulrucksack, die Erinnerungen und das volle Leben. Danke!
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